Bildungsanliegen

 

Rudolf Steiner war es auch ein Anliegen, dass die Soziale Dreigliederung Teil des Unterrichts an den Waldorfschulen ist.

Da dies leider selten der Fall ist, könnte man Wanderepochen ins Leben rufen, die sich sehr spannend gestalten ließen. Wie lernen Schüler soziale Fähigkeiten anhand von Buchhaltung? Wie ein Verständnis des allgemein Menschlichen, aus dem sich seine Würde ableiten lässt? Wie lernen sie die Freiheit der anderen ertragen?

Ebenso wichtig ist eine Einbeziehung des realen Lebens und Menschen, die außerhalb der Schule arbeiten. Von ihnen lässt sich ungemein viel lernen. Für eine richtige Dreigliederungsepoche müssten Unternehmer, Politiker und Händler selbst in den Unterricht kommen oder besucht werden.

Als einen kleinen Anfang versuchen wir, mit einem Film zur sozialen Dreigliederung verschiedene Menschen zum Sprechen zu bringen, um sie (wenn auch leider nur digital) in die Klassenräume tragen zu können. Wir möchten die Eindrücke jedoch nicht einfach so stehen lassen, sondern mit den Schülern diskutieren und praktisch vertiefen, damit in ihnen die Freude entsteht, in die Welt raus zu gehen und dort selbst gestaltend mitzuwirken.

Aus einem Gespräch mit Rudolf Steiner:

X.: Wir brauchen auch Lebenskunde über die verschiedenen Wirtschaftsgebiete. Da dachte ich, daß in der Waldorfschule der Grund gelegt werden könnte für eine künftige Wirtschaftswissenschaft.

Dr. Steiner: Da muß man dann feststellen, wer für die einzelnen Punkte Gewährsmenschen sind. Das sind Leute, die Sinn haben, so etwas zu machen, die aber richtig praktische Fachmänner sind. Also es müßten sich nicht Leute finden, wie sie heute als Referenten angegeben werden, sondern richtig praktische Leute, die aber Sinn für unsere Sache haben. Solche Menschen müßten sich finden. Die müßten die einzelnen Zweige der Lebenskunde zusammenstellen. Ich glaube, wenn man es nur richtig machen würde, könnte nach dieser Richtung viel geleistet werden. Aber Sie haben als Lehrer im ersten Jahr viel zu tun, und können sich nicht zersplittern. Das müßten Sie schon durch andere besorgen lassen. Es müßte eine solche Organisation ernsthaft gemacht werden. Es darf keine Art von Fatzkerei und von Vereinsmeierei hineinkommen, sondern es muß in großem Umfang sachlich gemacht werden. Da müßte man Menschen aufrufen, die im praktischen Leben darinnenstehen.

X..1 Herr van Leer hat schon geschrieben, daß er bereit wäre, das Nötige zu tun.

Dr. Steiner: Ja, der könnte schon helfen nach dieser Richtung. Es könnte da einmal eine Art Plan ausgearbeitet werden, wie das im wesentlichen zu machen wäre. Solche Herren wie Herrvan Leer und Herr Molt und auch andere, die im praktischen Wirtschaftsleben drinstehen, die wissen, wie sie sich auf solche Fragen zu konzentrieren haben, wenn sie so etwas ausarbeiten.Da würde vielleicht die Lehrerschaft weniger leisten; das wird am besten geleistet werden, wenn man sich direkt an die Fachleute wendet. Das läßt sich vielleicht in Zusammenhang bringen mit den Kulturratsbestrebungen. Ja, das müßte alles noch besprochen werden.

Quelle: GA 300a, S. 084, 4. Ausgabe 1975, 25.09.1919, Stuttgart